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500 Jahre Podelwitzer Altar

Zu 500 Jahre Altar Podelwitz werden hier Beiträge erscheinen.
Der erste Beitrag in dieser Reihe bezieht sich auf Antonius, der zweite auf Georg.
Beide sind unter anderem auf der Festtagsseite des Altars dargestellt.

Antoniusdarstellung am Podelwitzer Altar

Ein Beitrag von Timotheus Arndt

Als Kaiser Konstantin 324 zum alleinigen Kaiser wurde, geriet die Christenheit auf den Wege, im römischen Reich Staatskirche zu werden. Zur selben Zeit schlugen auch viele den entgegengesetzen Weg in die Wüste ein. Sie hörten aus Jesu Botschaft vor allem den Ruf: „Wenn du vollkommen werden willst, verkaufe alles, was du hast, gib den Erlös den Armen, komm und folge mir, und du wirst einen Schatz im Himmel haben.“ (Mt 19,21 und ähnliche Stellen) Anachoreten, Eremiten, Einsiedler wurden solche Asketen genannt. Sie suchten in der Wüste von fast nichts zu leben und möglichst großen Abstand zur Welt zu gewinnen. Ihre Weisheit wurde so berühmt, daß alle Welt bei ihnen Rat suchte, bis hin zum Kaiser.

Der bekannteste von ihnen war Antonios. Er starb 356 im Alter von 105 Jahren in Ägypten.

In Festzeiten sehen wir auf der Altarbildwand unserer Podelwitzer Kirche Antonius auf dem südlichen Flügel. Außen neben ihm steht Johannes der Täufer, innen im Schrein ist Mauritius benachbart.

So steht der Ägypter Anton neben dem anderen Ägypter Moritz, und beide sehen ganz unterschiedlich aus. Und Johannes auf der anderen Seite ist aus dem benachbarten Judäa.

Nur wenige Jahre älter ist das berühmte Altarretabel für das Antoniterkloster in Isenheim (Der Isenheimer Altar). Es wurde 1512–1516 von Matthias Grünewald (Mathis Gothard Nothart) geschaffen. Inzwischen steht es im Museum Unterlinden in Colmar. Er ist ausführlich dokumentiert auf der Seite: Wikipedia: Isenheimer Altar

Das Leben des Antonius hat uns sein etwa fünfzig Jahre jüngerer Zeitgenosse Athanasius, geboren etwa 300, gestorben 373, Bischof von Alexandria, aufgeschrieben. Sein „Leben des heiligen Antonius“ können wir in deutscher Übersetzung in der Bibliothek der Kirchenväter (BKV), Reihe 1 Band 31, S. 687–776 nachlesen, im Internet auf der Seite der Universität Freiburg, BKV Kapitel 44 und die Folgeseiten

Kurzinformationen zur seiner Person finden sich auf mancherlei Internetseiten, z. B. bei: Heiligenlexikon: Antonius der Große

Begegnungen mit den Wüstenvätern und ihre weisen Sprüche, allen voran die von Antionius, finden wir übersetzt in: Weisung der Väter Apophthegmata patrum, auch Gerontikon oder Alphabeticum genannt, [ Weisung der Väter, übersetzt und herausgegeben von Bonifaz Miller, 7. unveränderte Auflage, Trier, Paulinus 2005, (v.a. Seiten 15-25)]

Einige solcher Mitteilungen von Antonius geben wir hier wieder, übersetzt nach der Sammlung griechischer Kirchenväter von Jacques Paul Migne (MPG) Band 65, Paris 1858, Spalten 75–88, hier: 77–82:

10.
Sanctus abbas Antonius,
cum sederet aliquando in eremo,
incidit in tædium
inultamque cogitationum caliginem;
dixitque ad Deum:
Domine, volo salvus fieri,
sed cogitationes non permittunt:
quid agam in afflicitone hac mea?
Quo modo salvus ero?
Cumque paulo post surgens
exiisset foras,
videt Antonius quemdam,
sicut se,
sedentem ac operantem,
dein surgentem ab epere,
et orantem,
iterumque sedentem
ac funiculum contorquentem;
et inde rursus
ad orandum exsurgentem:
erat autem angelus Domini,
qui ad Antonii correctionem
cautionemque missus fuerat.
Tum audivit angelum dicentem:
Sic fac,
et salvus eris.
Ille hoc auditio,
summa lætitia atque fiducia
repletus est.
Et ita faciens,
salvabatur.

α`.
Ὁ ἅγιος ἀββᾶς Ἀντώνιος (14),
καθεζόμενός ποτε ἐν τῇ ἐρήμῳ,
ἐν ἀκηδίᾳ γέγονε
καὶ πολλῇ σκοτώσει λογισμῶν·
καὶ ἔλεγε πρὸς τὸν Θεόν·
Κύριε, θέλω σωθῆναι,
καὶ οὐκ ἐῶσί με οἱ λογισμοἰ·
τί ποιήσω ἐν τῇ θλίψει μου;
πῶς σωθῶ;
Καὶ μικρὸν διαναστὰς
ἐπὶ τὰ ἔξω,
θεωρεῖ τινα ὁ Ἀντώνιος
ὡς ἑαυτὸν,
καθεζόμενον καὶ ἐργαζόμενον,
εἶτα ἀνιστάμενον ἀπὸ τοῦ ἔργου
καὶ προσευχόμενον,
καὶ πάλιν καθεζόμενον
καὶ τὴν σειρὰν πλέκοντα,
εἶτα πάλιν
εἰς προσευχὴν ἀνιστάμενον·
ἦν δὲ ἄγγελος Κυρίου,
ἀποσταλεὶς πρὸς διόρθωσιν
καὶ ἀσφάλειαν Ἀντωνίου.
Καὶ ἤκουσε τοῦ ἀγγέλου λέγοντος·
Οὕτως ποίει,
καὶ σώζῃ.
Ὁ δὲ τοῦτο ἀκούσας,
πολλὴν χαρὴν ἔσχε
καὶ θάρσος,
καὶ οὕτως ποιῶν
ἐσώζετο.

1/10
Der heilige Abba Antonios
saß einst in der Wüste,
geriet in Gleichgültigkeit
und sehr verfinsterte Gedanken
und sagte zu Gott:
Herr, ich will gerettet werden,
die Gedanken lassen mich nicht;
was soll ich tun in meiner Betrübnis?
Wie kann ich gerettet werden?
Und kurz darauf raffte er sich auf,
ging hinaus.
Da sah der Antonios einen
wie er selbst,
sitzen und arbeiten,
dann von seiner Arbeit aufstehen
und beten,
und wieder sitzen
und ein Seil flechten,
dann wieder
zum Gebet aufstehen.
Das war aber ein Engel des Herrn,
gesandt, um den Antonios
zurechtzubringen und zu bewahren.
Er hörte auch den Engel sagten:
So sollst du tun
und wirst gerettet werden.
Als er das hörte,
hatte er große Freude
und Zuversicht
und wurde gerettet,
indem er das tat.

21.
Interrogavit abbas Pambo
abbatem Antonium:
Quid agam?
Ait illi senex:
Noli in tua justitia
confidere,
neque
de re præterita pœniteas,
et contine
linguam ventremque.

ς`.
Ἠρὼτησεν ὁ ἀββᾶς Παμβὼ
τὸν ἀββᾶν Ἀντώνιον·
Τί ποιήσω;
Λέγει ἀυτῷ ὁ γέρων·
Μὴ ἔσο πεποιθὼς
τῇ δικαιοσύνῃ σου,
μηδὲ μεταμελοῦ
ἐπὶ πράγματι παρελθόντι,
καὶ ἐγκρατὴς γενοῦ
χλώσσης καὶ κοιλίας.

6/21
Abba Pambo fragte
den Abba Antonios:
Was soll ich tun?
Der Alte sagte ihm:
Vertraue nicht
auf deine Gerechtigkeit,
bereue auch kein
vergangenes Tun,
und beherrsche
Zunge und Magen.

22.
Dictum est ab abbate Antonio:
Vidi omnes laqueos inimici
extensos super terram;
et ingemiscens dixi:
Quis utique hosce prætergredietur?
Tum audivi vocem
aientem mihi:
Humilitas.

ζ`.
Εἶπεν ὁ ἀββᾶς Ἀντώνιος·
Εἶδον πάσας τὰς παγίδας τοῦ ἐχθροῦ
ἡπλωμένας ἐπὶ τῆς γῆς·
καὶ στενάξας εἶπον·
Τίς ἄρα παρέρχεται ταύτας;
Καὶ ἤκουσα φωνῆς
λεγούσης μοι·
Ἡ ταπεινοφροσύνη.

7/22
Der Abba Antonios sagte:
Ich sah alle Fallstricke des Feindes
über die Erde gespannt;
und er sagte seufzend:
Wer kann denen entgehen?
Da hörte ich eine Stimme,
die mir sagte:
Die Demut.

23
Iterum dixit,
esse quosdam qui sua corpora
in austeritate contriverunt,
et quod
discretione carerent,
longe a Deo facti sunt.

η`.
Εἶπε πάλιν, ὅτι
Εἰσί τινες κατατρίψαντες
τὰ ἑαυτῶν σώματα ἐν ἀσκήσει,
καὶ διὰ τὸ μὴ ἐσχηκέναι αὐτοὺς
διάκρισιν,
μακρὰν τοῦ Θεοῦ γεγόνασιν.

8/23
Ein andermal sagte er:
Manche zerstören ihre Körper
mit Enthaltsamkeit
und weil sie kein Urteilsvermögen
haben,
sind sie fern von Gott.

24
Rursus ait:
A proximo pendet
vita et mors.
Nam si lucrati fuerimus
fratrem,
Deum lucramur;
sin vero fratrem
scandalizaverimus,
peccamus in Christum.

θ`.
Εἶπε πάλιν, ὅτι
Ἐκ τοῦ πλησίον ἐστὶν
ἡ ζωὴ καὶ ὁ θάνατος.
Ἐὰν γὰρ κερδήσωμεν
τὸν ἀδελφὸν,
τὸν Θεὸν κερδαίνομεν·
ἐὰν δὲ σκανδαλίσωμεν
τὸν ἀδελφόν,
εἰς Χριστὸν ἁμαρτάνομεν.

9/24
Ein andermal sagte er:
Vo(n unsere)m Nächsten
hängen Leben und Tod ab.
Wenn wir nämlich
den Bruder gewinnen,
gewinnen wir Gott;
wenn wir aber den Bruder
zu Fall bringen,
vergehen wir uns an Christus.

25
Dixit adhuc:
Sicut pisces
si supra terram morati fuerint,
moriuntur;
ita quoque monachi,
si extra cellam
tardverint,
aut cum sæcularibus permanserint,
a quietæ vitæ tenore decidunt.
Oportet igitur,
sicut piscem in mare,
sic et nos
ad cellam properare:
ne forte
foris cunctantes,
obliviscamur
interioris custodiæ.

ι`.
Εἶπε πάλιν·
Ὧσπερ οἱ ἰχθύες (17)
ἐγχρονίζοντες τῇ ξηρᾷ
τελευτῶσιν,
οὕτως καὶ οἱ μοναχοὶ,
βραδύνοντες
ἔξω τοῦ κελλίου,
ἤ μετὰ κοσμικῶν διατρίβοντες,
πρὸς τὸν τῆς ἡσυχίας τόνον ἐκλύονται.
Δεῖ οὖν,
ὥσπερ τὸν ἰχθὺν εἰς τὴν θάλασσαν,
οὕτως καὶ ἡμᾶς
εἰς τὸ κελλίον ἐπείγεσθαι,
μήποτε
βραδύνοντες ἔξω
ἐπιλαθώμεθα
τῆς ἔνδον φυλακῆς.

10/25
Ein andermal sagte er:
Wie die Fische,
wenn sie auf dem Trockenen landen,
sterben,
so auch die Mönche,
verweilen sie
außerhalb der Einsiedelei,
oder befassen sich mit Weltlichem,
lösen sie die Spannung der Stille.
Ebenso,
wie der Fisch ins Meer,
müssen wir
in die Einsiedelei streben,
daß wir nicht
durch Verweilen außerhalb
die innere Wachsamkeit
vernachlässigen.

28
Erat autem quidam
qui per eremum
agrestia animalia venabatur:
is abbatem Antonium vi (78/79) dit
cum fratribus
urbane agentem.
Volens autem
ei plene persuadere senex,
interdum
condescendendum esse fratribus,
ait illi:
Pone sagittam in arcu tuo,
ac tende.
Atque ita fecit.
Dicit ei:
Adhuc tende.
Et tetendit.
Iterum ait:
Tende.
Respondit venator:
Si ultra mensuram tetendero,
rumpetur arcus.
Tum senex:
Ita, inquit, etiam in Dei opere,
si supra mensuram tetenderimus
erga fratres,
cito frangentur.
Oportet igitur paululum et aliquoties
fratribus condescendere.
His auditis venator
compunctione ductus est;
multumque a sene
emolumenti capiens,
discessit;
fratres etiam confirmati,
reversi sunt in locum suum.
ιγ`.
Ἦν δέ τις
κατὰ τὴν ἔρημον
θηρεύων ἄγρια ζῶα,
καὶ εἶδε τὸν ἀββᾶν Ἀντώνιον
χαριεντιζόμενον (77/80)
μετὰ τῶν ἀδελφῶν
Θέλων δὲ
αὐτὸν πληροφορῆσαι ὁ γέρων,
ὅτι χρὴ μίαν
συγκαταβαίνειν τοῖς ἀδελφοῖς,
λέγει αὐτῷ·
Βάλε βέλος εἰς τὸ τόξον σου,
καὶ τεῖνον·
καὶ ἐποίησεν οὕτως.
Λέγει αὐτῷ·
Πάλιν τεῖνον·
καὶ ἔτεινεν.
Καὶ πάλιν φησί·
Τεῖνον.
Λέγει αὐτῷ ὁ θηρευτής·
Ἐὰν ὑπὲρ τὸ μέτρον τείνω,
κλᾶται τὸ τόξον.
Λέγει αὐτῷ ὁ γέρων·
Οὕτως καὶ εἰς τὸ ἔργον τοῦ Θεοῦ·
ἐὰν πλεῖον τοῦ μέτρου τείνωμεν
κατὰ τῶν ἀδελφῶν,
ταχὺ προσρήσσουσι.
Χρὴ οὖν μίαν μίαν
συγκαταβαίνειν τοῖς ἀδελφοῖς.
Ταῦτα ἀκούσας ὁ θηρευτὴς,
κατενύγη,
καὶ πολλὰ ὠφεληθεὶς
παρὰ τοῦ γέροντος,
ἀπῆλθε·
καὶ οἱ ἀδελφοὶ στηριχθέντες
ἀνεχώρησαν εἰς τὸν τόπον αὐτῶν.

13/28
Da war auch einer,
der in der Wüste
wilde Tiere jagte,
und sah den Abba Antonios
lockere Gespräche
mit den Brüdern führen.
Der Alte wollte ihn aber
davon überzeugen,
daß es einmal nötig sei,
sich auf die Brüder einzulassen.
Er sagte zu ihm:
Lege einen Pfeil auf deinen Bogen
und spanne!
Und er tat es.
Er sagte zu ihm:
Spanne nochmal!
Und er spannte.
Und wieder sagte er:
Spanne!
Da sagte der Jäger zu ihm:
Wenn ich übermäßig spanne,
bricht der Bogen.
Sagte der Alte zu ihm:
Das gilt auch für den Dienst Gottes:
Wenn wir die Brüder
übermäßig anspannen,
brechen sie bald.
Es ist also nötig, dann und wann,
sich auf die Brüder einzulassen.
Als das der Jäger hörte,
tat es ihm leid
und hoch in der Schuld
bei dem Alten stehend,
ging er fort.
Und die Brüder gingen gestärkt
an ihren Ort.

32
Convenerunt aliquando senes
abbatem Antonium,
eratque una cum illis abbas Joseph.
Et volens senex probare eos,
sermonem proposuit
ex Scriptura,
cœpitque percontari
a minoribus
quis esset sermo ille.
Et unusquisque
pro virili sua explanabat.
Senex autem singulis dicebat:
Nondum invenisti.
Post cunctos
abbati josepho ait:
Tu, quid sibi velle
id verbi censes?
Respondit:
Nescio.
Excepit abbas Antonius:
Omnino abbas Joseph
viam invenit,
qui se nescire
professus est. (79/82)

ιζ`.

Παρέβαλόν ποτε φέροντες
τῷ ἀββᾷ Ἀντωνἰῳ,
καὶ ἦν ὁ ἀββᾶς Ἰωσὴφ μετ` αὐτῶν.
Καὶ θέλων ὁ γέρων δοκιμάσαι αὐτοὺς,
προεβάλετο ῥῆμα
ἐκ τῆς Γραφῆς,
καὶ ἤρξατο ἐρωτᾷν
ἀπὸ τῶν μικροτέρων,
τί ἐστι τὸ ῥῆμα τοῦτο.
Καὶ ἕκαστος ἔλεγε
κατὰ τὴν ἰδίαν δύναμιν.
Ὁ δὲ γέρων ἑκάστῳ ἔλεγεν·
Οὔπω εὗρες.
Ὕστερον ὅλων
λέγει τῷ ἀββᾷ Ἰωσήφ·
Σύ πῶς λέγεις
εἶναι τὸν λόγον τοῦτον;
Ἀποκρίνεται·
Οὐκ οἶδα.
Λέγει οὖν ὁ ἀββᾶς Ἀντώνιος·
Πάντως ἀββᾶς Ἰωσὴφ
εὗρε τὴν ὁδὸν,
ὅτι εἶπεν,
Οὐκ οἶδα. (80/81)

17/32
Einmal kamen sie zusammen
mit dem Abba Antonios
und der Abba Josef war unter ihnen.
Und der Alte wollte sie prüfen
und brachte ein Wort
aus der Schrift vor
und begann zu fragen,
von den Jüngsten an,
was dieses Wort heiße.
Und jeder sagte es
nach seiner eigenen Fähigkeit.
Der Alte aber sagte zu jedem:
Du hast es noch nicht gefunden.
Als letzten von allen,
sagte er zu Abba Josef:
Du, was sagst du,
daß dieses Wort sei?
Er antwortete:
Ich weiß nicht.
Jetzt sagte der Abba Antonios:
Abba Josef
hat den Weg völlig gefunden,
weil er gesagt hat:
„Ich weiß nicht.“